Ist das noch Kunst oder schon verboten? – Spanische Künstler im Konflikt mit neuen Sicherheitsgesetze
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videos/sicherheitsgesetze-in-spanien-100.html
Lange bevor in Europa im Zuge der jüngsten Attentate von Paris wieder eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze diskutiert wird, hat Spanien bereits in diesem Sommer eine Gesetzesänderung durchgeführt: Zeitgleich mit einer Strafrechtsreform trat am 1. Juli das "Gesetz zum Schutz der Sicherheit der Bürger"in Kraft, das neue Strafbestände schafft und Bürgerrechte einschränkt. So gilt eine Demonstration vor dem Parlament als "Störung der öffentlichen Sicherheit" und ist mit Bußgeld belegt, Bilder von Polizisten dürfen nicht mehr "unbefugt" benutzt werden. Somit können Medien etwaigen Machtmissbrauch durch die Polizei nicht mehr so einfach dokumentieren.
"Knebelgesetze" führen zu juristischen Grauzonen
Auch bildende Künstler sind betroffen, wie etwa der Medienkünstler Daniel García Andújar, der in vielen seiner Arbeiten mit Bildern und Videos der diversen Protestbewegungen in Spanien arbeitet. Damit bewegt er sich jetzt in einer juristischen Grauzone. Er will sich von den "Knebelgesetzen", wie die Spanier das neue Bürgerschutzgesetz und die Verschärfung des Strafrechts nennen, nicht beirren lassen – ebenso wie viele andere Künstler, Publizisten und Bürgerrechtler. "Das hat mit unserer Regierung und ihrer repressiven Politik zu tun", sagt Andújar. "Die Leute sind die letzten Jahre viel auf die Straße gegangen. Es kam dabei zu Ausschreitungen, und lange Zeit trugen Polizisten keine Identifikationsnummer. Aber jeder hat ein Handy. Die Polizei-Bilder gingen also rum. Jetzt versucht man, diesen Informationsfluss zu stoppen."
Das Videospiel wird Realität, die Realität ein Videospiel
Der spanische Multimedia-Künstler und Aktivist Daniel G. Andújar untersucht die wechselseitige Wirkung von Realität und ihrer digitalen Repräsentation. Seine Ausstellung «Konfliktzonen» wird am Mittwoch im Haus der elektronischen Künste eröffnet.
Was will dieser Künstler? Im Lärm von Gewehrsalven, in der Flut von Bildern, droht die Besucherin der Ausstellung «Konfliktzonen» den Sinn des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Darum am Ende seiner Medienführung durch die von ihm gestalteten Räume im Haus der elektronischen Künste die Frage an Daniel G. Andújar: Was ist Ihre Absicht? «Es geht mir darum, einen Raum des Widerstandes zu schaffen», antwortet er, «mit Instrumenten gegen die Hierarchie und die zunehmende weltweite Standardisierung». Praktisch seit es das Internet gibt, beobachtet Andújar, wie es zur Darstellung, Interpretation und Manipulation der Wirklichkeit genutzt wird. Und er greift selbst ein. Als Künstler: Er nutzt Bilder und Produkte aus dem Netz, indem er sie rezykliert, in neue Zusammenhänge bringt oder alternative Interpretationsmöglichkeiten anbietet. Als Aktivist: Vor bald 20 Jahren hat er etwa Websites kreiert, auf denen Bürgerinnen und Bürger sich über gesellschaftspolitische Probleme austauschen können (zum Beispiel e-barcelona.org, eine Seite, die jedoch für Uneingeweihte komplett undechiffrierbar ist).Die Waffe aus dem Drucker
In Konfliktzonen manifestiert sich der Kampf um die Deutungshoheit von Bildern besonders. Auf dieses Thema fokussiert die erste Schweizer Einzelausstellung des in seiner Heimat Spanien schon sehr bekannten Künstlers. Sie versammelt Werke aus den Jahren 1998 bis 2015, die sich mit Kriegen, Konflikten und Protestbewegungen sowie deren Darstellungen auseinandersetzen. Videoaufnahmen von Demonstrationen in Spanien zeigen, wie eine Kamera die Menge nach versteckten Polizisten in Zivil absucht. Ein doppelbödiges Spiel: Demonstranten dürfen fotografiert werden, doch getarnte Polizeiagenten nicht; ein spanisches Gesetz verbietet das. Dieser Film geht über in 3-D-Modelle der gefilmten Gesichter. Sie werden von Hand neu geformt – die Mimik oder Frisur werden variiert. So modelliere man heute die Figuren für Videospiele, erklärt Andújar und erwähnt, dass die Videospiel-Industrie den Umsatz so ziemlich der gesamten Kulturindustrie bei weitem übersteige. Besonders beliebt sind Kriegsspiele. Diese seien oft schneller und gewalttätiger als der reale Krieg. So, dass Soldaten, die sie spielten, ihre echten Einsätze als langsam empfänden. «Das Virtuelle ist realer als die Realität», sagt Daniel G. Andújar. Und umgekehrt: Die Realität wirkt oft virtuell. Wer am Computer Drohnen steuert, wähnt sich in einem Spiel. Immer stärker durchdringen sich diese Welten, auch das macht der Künstler deutlich. Videogames werden genutzt, um die Spieler auf die je eigene politische Perspektive einzuschwören. Die Bestandteile für Einwegwaffen können im 3-D-Drucker ausgedruckt werden – Andújar stellt sie in einer Vitrine aus.Politisch, ironisch, digital: «Konflikt-Zonen» im HeK
tageswoche.ch 16.9.2015, 16:01 Uhr In seiner neuen Ausstellung hinterfragt der Künstler Daniel G. Andújar, wie digitale Information produziert, verbreitet und aufgenommen wird. «Konfliktzonen» ist eine der Ausstellungen, bei denen man am liebsten in den Kopf des Künstlers kriechen würde. Von Daniela Gschweng Daniel G. Andújar gibt gerne ausführliche, grundsätzliche Antworten auf Fragen zu seinen Kunstwerken. Nicht ganz ohne Grund. Ob es um die Gegenüberstellung von Videospielen mit Aufnahmen von Polizeigewalt geht oder um Handyaufnahmen von bunten Ecstasypillen, überall geht es nicht um ein Bild, sondern um viele, nicht um das Dargestellte, sondern um den Zusammenhang. Das bemerkt man schon am Eingang des Ausstellungssaales im HeK, dessen gegenüberliegende Wände mit Ausdrucken tapeziert sind. Links Anleitungen zum Bombenbau aus dem «Anarchist Cookbook» von 1971, rechts Hacking-Tipps aus dem Internet. Subversion, Rohrbomben, Freedom of Information, eine wilde Mischung.
Aus Demonstranten werden Bösewichte
Gleich daneben eine Gegenüberstellung von blutigem Häuserkampf aus einem Videospiel mit einer realen Szene gefilmter Polizeigewalt. Dazu Gesichtserkennungsabläufe, zusammengeschnitten mit der Modellierung von Gesichtern für Games. Tatsächlich, erfährt man aus dem Begleittext, werden aus Bildern von Demonstranten die «Bad Guy»–Charaktere für Videospiele geschaffen. Kann man das Manipulation nennen? «Videospiele sind ein Geschäftszweig, mit eigener Kuratierung, Musik, Architektur und Dramatik, die mehr Geld macht als ganz Hollywood», sagt Andújar dazu. «Mithilfe einer Bildsprache, die wahrscheinlich bald mehr Menschen erreichen wird als konventionelle Medien.» Die Schemazeichnungen von Demonstranten in Hoodies an der gegenüberliegenden Wand zeigen aber keine Randalierer, sondern sogenannte Infiltrators: Polizisten in Zivil, die sich unter Demonstranten mischen. Verwirrend.Invisible Violence
14.02.–10.04.2015 Salzburger-kunstverein
Eröffnung: Fr, 13. Februar 2015, 20 Uhr Thematische Vorträge zu „Invisible Violence“ am 18. März, 19 Uhr Künstler_innen in Salzburg: Kader Attia (FR), Itziar Barrio (ES), Ursula Biemann (CH), Rossella Biscotti (IT/NL) & Kevin van Braak (NL), Sarah Browne (IE), Declan Clarke (IE), Willie Doherty (IE/UK), Eva Engelbert (AT) & Katharina Schniebs (DE/AT), Harun Farocki (DE), Daniel García Andújar (ES), Eva Grubinger (AT), Dejan Kaludjerović (RS/AT), Vladimir Miladinović (RS), Locky Morris (UK/IE), Adrian Paci (AL/IT), Christodoulos Panayiotou (CY), Garrett Phelan (IE), Nikola Radić Lucati (RS), María Ruido (ES), Francesc Ruiz (ES) „Invisible Violence“ ist ein multidisziplinäres Projekt, das von Zoran Erić, Séamus Kealy und Blanca de la Torre kuratiert und in Artium, dem Baskischen Museumszentrum für zeitgenössische Kunst in Vitoria-Gasteiz, Spanien, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad, Serbien und dem Salzburger Kunstverein in Österreich präsentiert wird. Der ursprüngliche geopolitische Kontext dieses Projekts war ein europäisches Dreieck bestehend aus der Region des Baskenlandes, Irland (vor allem Nordirland) und Serbien – alle drei mit dem Stereotyp von Gewalt und Terror behaftet. Dieser gemeinsame Nenner und diese Konstellation bildeten den Hintergrund des Projekts, das nunmehr um österreichische und breitere europäische Kontexte erweitert wurde.
Public Library. Rethinking the Infrastructures of Knowledge Production
EXHIBITION / LABORATORY / 'SCANDROMAT'
October 30 – November 23, 2014
Württembergsicher Kunstverein / Querungen
With: Aaaaarg.org, Vuk Cosic, Kenneth Goldsmith, Library Genesis, Herman Wallace’s Library, Monoskop, Postcapital Archive, Praxis, Cornelia Sollfrank, UbuWeb,
und andere
CONFERENCE
October 30 – November 2, 2014
Württembergischer Kunstverein and Akademie Schloss Solitude
With: Daniel García Andújar, Dusan Barok, Vuk Cosic, Hans D. Christ, Sean Dockray, Iris Dressler, Jan Gerber, Herbordt / Mohren, Henrik Hillenbrand / Oliver Kraft / Björn Kühn / Anna Romanenko, Olia Lialina, Sebastian Lütgert, Marcell Mars, Tomislav Medak, Irit Rogoff, Simon Sheikh, Femke Snelting, Cornelia Sollfrank, Felix Stalder, Jean-Baptiste Joly, Sophie-Charlotte Thieroff and others
A conference about today’s conditions of knowledge production: from the neoliberal politics of education and the monopolization of “intellectual property” to alternative critical and anarchistic ways of sharing and “borrowing” knowledge.
Language: English
Registration (Entrance free) at: assistenz@wkv-stuttgart.de
Creative City Fair Cibeles 2013/2014
Creative City Fair Cibeles 2013/2014 from Gustavo Romano on Vimeo. http://creativecityfair.net/ "The best-prepared cities will enjoy the most opportunities in the future. The Creative City International Fair puts Madrid at the center of knowledge solutions for smart cities, with the celebration of this global
Grupo Baja Mar. Giving Form to the Impatience of Liberty
Giving Form to the Impatience of Liberty An exhibition by Württembergischer Kunstverein Stuttgart Curators Iris Dressler, Hans D. Christ Grupo Baja Mar Ricardo Basbaum, Igor Vamos, Dale Yeo, Elisabeth Mc Lendon, Daniel García Andújar Cerrado - Estamos Vigilando – Ocup do (Closed – We are watching –