bankett. Metabolismus und Kommunikation

Eröffnung: Mi 14.05.03, 19 Uhr

Ausstellungsdauer: 15.05. – 24.08.2003

ZKM Lichthof 9

– > http://www.banquete.org

Die Ausstellung bankett. Metabolismus und Kommunikation nimmt den menschlichen Stoffwechsel zum Ausgangspunkt einer Untersuchung des Metabolismus unseres sozialen und ökologischen Systems. Das Potential der Globalisierung und die Politik der Informationsproduktion und -konsumption werden als globale Prozesse beschrieben, die den Stoffwechselprozessen des Körpers ähnlich sind. Die Analogie zwischen Metabolismus und Kommunikation soll hier zu einem tieferen Verständnis und zu einer kritischen Analyse des Informationsflusses in der heutigen Gesellschaft führen. Aus wissenschaftlicher Sicht bildet der Metabolismus ein dynamisches Netzwerk, in dem sich Material-, Informations- und Energieströme verwandeln und verbinden. Diese Ströme sind ihrerseits, so formuliert es der Soziologe Manuel Castells, »Ausdruck jener Prozesse, die unser wirtschaftliches, politisches und symbolisches Leben dominieren. […] unsere Gesellschaft beruht auf Strömen: Kapitalströmen, Informationsströmen, Technologieströmen, Strömen der organisatorischen Interaktion, der Bilder, Töne und Symbole … Der Raum der Orte wird zu einem Raum der Ströme.«

»Bankett«, ein Begriff, den man von Alters her mit einem Forum des Austauschs und der Reflexion assoziiert, verweist in der Ausstellung auf die Frage nach dem Ort von Nahrungsaufnahme und Kommunikation. Mit der Etablierung einer Fast-Food Kultur und des Einzugs des Fernsehens in das private Leben rückte der Tisch, als ein Ort der gemeinsamen Mahlzeiten und des täglichen Gesprächs aus dem Mittelpunkt des sozialen Lebens. Die in der Ausstellung vertretenen Künstler reflektieren kritisch eben jenen Prozess der Abkehr von Jahrhunderte alten Kommunikationssituationen der Nähe, von der Nahrungsaufnahme als einem sozialen Akt der Kommunikation, zu Kommunikationsformen der Ferne, z.B. via Internet.

bankett formuliert die Analogie zwischen Metabolismus und Kommunikation im Sinne eines produktiven Mechanismus, der eine kritische Analyse jener mathematischen und kybernetischen Modelle und Instrumente erlaubt, die bisher unsere Vorstellungen bestimmen. Dabei zeigt die Ausstellung nicht nur einige der Symptome, wie Spannungen und Funktionsstörungen, die für den globalen Metabolismus bezeichnend sind, sondern auch Möglichkeiten, diesen Prozess zu charakterisieren.

bankett ist konzipiert als eine offene Konversation zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. In einer Gesellschaft, die von einer Ökonomie der Aufmerksamkeit bestimmt wird, versucht die Ausstellung das Bewusstsein auf die globalen Prozesse der Nahrungs- und Informationsdistribution und den Umgang mit natürlichen Ressourcen zu lenken. In einem Vergleich mit dem lokalen Prozess des menschlichen Metabolismus soll kritisch gegen einen homogenisierten Konsumenten mit gleichgeschalteten Bedürfnissen argumentiert werden.

bankett ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Palau de la Virreina in Barcelona, dem Centro Cultural Conde Duque in Madrid und dem ZKM Karlsruhe. Im Sinne einer exhibition in flow realisiert jede Institution jeweils eine eigenständige Ausstellung, jedoch mit einigen gemeinsamen Projekten.

In Barcelona wurde die Ausstellung von Januar bis März 2003 gezeigt, auf die größte Ausstellungsstation Karlsruhe folgt Madrid (September bis November 2003). Anschließend erscheint ein gemeinsamer Katalog in Englisch und Spanisch, der auch die Beiträge der geplanten Vortragsreihen und der jeweils vor Ort entstandenen künstlerischen Arbeiten enthalten soll

Künstlerliste:

Artur Barrio [BR]
Joseph Beuys [D]
Marc Boswell [USA]
Patty Chang [USA]
Maureen Connor [USA]
Daniel Crooks [AUS]
Douglas Davis [USA]
Petko Dourmana + Pavel Kodjabashev [BR]
Juan Downey [RCH]
Bea Emsbach [D]
Peter Fend [USA]
Peter Foldès [CDN]
Jorge Furtado [BR]
Kit Galloway & Sherrie Rabinowitz [USA]
Daniel Garcia Andújar [E]
Martin Gostner [A]
Victor Grippo [RA]
Ramón Guardans [E]
Adolf Mathias [D]
Götz Dipper [D]
Martin Schüttler [D]
Mathias Gommel [D]
Renata Sas [D]
Ingo Günther [USA]
Mona Hatoum [GB]
Damien Hirst [GB]
Jenny Holzer [USA]
Zhang Huan [VRC/USA]
Infossil [D]
Arata Isozaki [J]
William Kentridge [ZA]
Kisho Kurokawa [J]
Atelier van Lieshout [NL]
Thomas Locher [D]
Margot Lovejoy [USA]
Hilla Lulu Lin [ISR]
Len Lye [NZ]
MAJIMA [J]
Piero Manzoni [I]
Theresa Margolles [MEX]
Lynn Margullis [USA]
César Martínez [MEX]
Gordon Matta-Clark [USA]
Paul McCarthy & Jason Rhoades [USA]
MVRDV [NL]
Josh On & Future Farmers [USA]
Nam June Paik [USA] und
Charlotte Moorman [USA]
Dan Peterman [USA]
Dieter Roth [D]
Zbigniew Rybcinski [PL]
Ira Schneider [USA]
Paul Sermon [GB]
Daniel Spoerri [CH]
Henrik Spohler [D]
Jana Sterbak [CDN]
Jiri Suruvka [CZ]
Sam Taylor-Wood [GB]
Minnette Vari [ZA]
Liu Wei [RC]
Peter Weibel [A]
Andreas Wegner [D]

Daniel García Andùjar / Technologies To The People
INDIVIDUAL – CITIZEN REPUBLIC PROJECT™, 2003
Internetprojekt, Hacklab

ca. 12 x 6 m
Courtesy Daniel Garcia Andujar / Technologies to the People
Ist es möglich, die individuellen Fähigkeiten von Bürgern durch neue Informations- und
Kommunikationstechnologien zu erweitern? Könnte sich solch eine erweiterte Kompetenz seitens der
Bürger zu einer neuen Vorstellung von Staatsbürgerschaft entwickeln, bei der die Ansichten und
Initiativen der Mitglieder die politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Prozesse
beeinflussen würden? „Individual-Citizen Republic Project“, ist ein fortwährendes Projekt zur
Konstruktion und Erforschung eines neuen sozialen Prototypen eines autonomen Bürgers, der die
durch öffentliche Informationsquellen verfügbaren Ressourcen weiter befördert, anwendet und
entwickelt. Räumlich nimmt dieser Prozess die Gestalt einer Plattform an, die als genossenschaftlicher
Raum verstanden wird, der es ermöglicht, an der durch gemeinsame Initiativen, Hilfsmittel und
Handlungen ausgeführten Arbeit teilzuhaben, und damit ein breites Spektrum an Möglichkeiten der
kollektiven Intervention und Partizipation zu eröffnen.
Diese Plattform nutzt und entwickelt Technologien wie freie Software und offene Standards, die einen
höheren Grad an Unabhängigkeit und Autonomie bieten, und es für den übrigen Teil der Gesellschaft
ermöglichen, die kollektiv erwirtschafteten Ressourcen zu visualisieren.
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